Vortragsreihe "Schönheit der Symmetrie"
Anerkannte Forscher beleuchten das Thema Struktur & Symmetrie aus der Perspektive der Kunstwissenschaft, der Ägyptologie, der Mathematik, der Philosophie und der Musikwissenschaft. (Eintritt frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.)
Aula im Schloss, Schlossplatz
Dienstag, 19.09. bis Samstag, 23.09., täglich um 17:00 Uhr
"Symmetrie con amore – geometrische Ornamentik in der islamischen Kunst"
Prof. Dr. Claus-Peter Haase (FU Berlin)
Mit dem lateinischen Spruch vom "horror vacui", dem "Schrecken vor der Leere", versuchte der Westen lange Zeit das vermeintlich zufällige Wesen islamischer Ornamentkunst zu treffen. Das klang abwertend und zielte eher daneben. Die berühmten geometrischen Strukturen z.B. der Bauornamentik des Alhambra-Palastes in Andalusien werden gezielt an wichtigen Architekturteilen oder besonderen Räumen angebracht und durch regelmäßig variierte vegetabile Füllungen und in symmetrischer Ordnung ausbalanciert. Die überall in der islamischen Welt verbreiteten Konstruktionen geometrischer Strukturen aus Knoten-Flechtbändern – Polygone, vielstrahlige Sterne in gerader oder ungerader Zahl – sind kompliziert, besonders auf sphärischen Flächen wie Kuppeln oder auf Schüsseln. Doch gelingt es den entwerfenden Künstlern, sie ganz einfach erscheinen zu lassen. Der Basarhandwerker hat sie sooft gehämmert oder geschnitzt, dass er sie ohne Hilfsmittel, "aus der Hand" zu konstruieren imstande ist. Und doch schafft auch er es, aus den verschiedenen Linien und Flächen, bei denen es keine Haupt- und Nebenmotive gibt, eine völlige Balance, oftmals noch in Farben zu erzeugen. Geometrie kann jedoch sehr kalt wirken, wenn sie mit Zirkel und Lineal, oder mit Computern erzeugt wird. Ganz anders bei kristallinen Formen in der Natur. Und warum erscheinen die Ornamente in Architektur und Kunsthandwerk der islamischen Länder so warm und augenschmeichelnd? Auch unter dem berühmten Namen des Leonardo da Vinci – aber nicht wirklich von ihm selbst – sind "Knotenmotive" bekannt, deren unbalancierte Flächen nicht gerade überzeugend wirken. Das Geheimnis soll durch Kontraste mit solchen Nachahmungsversuchen gelüftet werden.
Kategorie: Vortragsreihe "Schönheit der Symmetrie"
Veranstaltungsort: Aula im Schloss, Schlossplatz
Dienstag, 19.09., 17:00 - 18:00 Uhr
"Symmetrophobia – Strukturen der Architektur und Kunst des alten Ägypten"
Dr. Sylvia Schoske (Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München)
Die bis heute ungeminderte Lebendigkeit der altägyptischen Kunst und Architektur beruht auf der kaum wahrnehmbaren Durchbrechung strenger formaler Strukturen. Die Vermeidung von Wiederholungen verleiht jedem Bauwerk, jeder Skulptur ihre subtile Individualität.
Kategorie: Vortragsreihe "Schönheit der Symmetrie"
Veranstaltungsort: Aula im Schloss, Schlossplatz
Mittwoch, 20.09., 17:00 - 18:00 Uhr
"Symmetrie und Asymmetrie in der Moralphilosophie"
Prof. Dr. Dieter Birnbacher (Universität Düsseldorf)
Symmetrie ist eine wirkmächtige Kategorie nicht nur in den Wissenschaften, sondern auch in den Künsten und nicht zuletzt in der Philosophie. Wie in der Wissenschaft fungiert sie in der Philosophie hauptsächlich als methodische und heuristische Idee. Allerdings hat auch die Philosophie gelernt, dass zwischen Theorie und Realität keine prästabilierte Harmonie besteht. Die Realität entspricht nicht durchgängig den architektonischen Desideraten. In der Moralphilosophie versucht insbesondere die Minimalethik ein symmetrisches Verhältnis zwischen moralisch Verpflichteten und durch diese Verpflichtungen Begünstigten zu konstruieren. Damit trifft sie den Lebensnerv der Moral. Damit Moral als informelles gesellschaftliches Ordnungssystem funktioniert, muss zwischen Geben und Nehmen eine gewisse Symmetrie bestehen. Möglichst viele müssen ein Eigeninteresse daran haben, moralische Normen zu befolgen oder zumindest ihre Befolgung öffentlich zu fordern. Eine Minimalethik ist allerdings nicht geeignet, mehr als nur einen "harten Kern" der Moral zu rekonstruieren – diejenige Kernmoral, ohne die auch eine "Räuberbande" (Kant) nicht überleben würde. Wesentliche moralische Verpflichtungen werden von einer Minimalethik nicht erfasst, entweder, weil sie sich auf nicht sanktionsfähige Individuen oder Kollektive richten oder weil die Moralsubjekte unzureichend motiviert sind, diesen Pflichten aus selbstbezogenen Interessen nachzukommen. Gerade diese Symmetriebrüche sind für die Ethik eine fortwährende Herausforderung – auf der Theorie- wie auf der Praxisebene.
Kategorie: Vortragsreihe "Schönheit der Symmetrie"
Veranstaltungsort: Aula im Schloss, Schlossplatz
Donnerstag, 21.09., 17:00 - 18:00 Uhr
"Was ist ein schönes Gesicht? Auf der Suche nach Kriterien"
Prof. Dr. Peter Deuflhard (ZIB Berlin)
Fast alle meinen, Symmetrie sei der Schlüssel zur Schönheit von Gesichtern. Aber stimmt das wirklich? Oder ist einfach der Mittelwert von Gesichtern das richtige Maß? Dazu gibt es wissenschaftliche Untersuchungen, die allerdings einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht standhalten. Die Frage nach der Schönheit von Gesichtern hat Darwin umgetrieben, seit er das Survival of the Fittest entdeckt hat in der Natur. Oder gilt eher: Survival of the Prettiest? Oder irrt sogar Kant? Der Vortrag geht diesen Fragen nach und belegt seine Thesen mit
zahlreichen Bildern - natürlich von schönen ebenso wie hässlichen Gesichtern.
Kategorie: Vortragsreihe "Schönheit der Symmetrie"
Veranstaltungsort: Aula im Schloss, Schlossplatz
Freitag, 22.09., 17:00 - 18:00 Uhr
"Symmetrische Strukturen in Bachs Kunst der Fuge"
Wolfgang Kleber (Kantor und Organist, Darmstadt)
Johann Sebastian Bachs "Kunst der Fuge" lässt in ihrem Aufbau vielfältige symmetrische Strukturen erkennen, die sowohl dem ästhetischen Musikerlebnis zu gute kommen als auch die Frage aufwerfen, vor welchem gedanklichen Hintergrund der Komponist dieses Werk gestaltete.
Kategorie: Vortragsreihe "Schönheit der Symmetrie"
Veranstaltungsort: Aula im Schloss, Schlossplatz
Samstag, 23.09., 17:00 - 18:00 Uhr